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Dienstag, 13. August 2019

Jakobsweg in Portugal

Tag 12, Donnerstag, 22.08.2019 

Wir haben es geschafft!

Nachdem wir heute Morgen um 7 Uhr gemeinsam im Kloster gefrühstückt haben, ging es für den Großteil unserer Familie los. Die Camper schliefen noch und wieder mal war es Annie, die das Wecken übernommen hat. Und somit starteten wir unsere letzte Etappe.
Der Weg war schön und wir sind eigentlich die ganze Strecke zusammen gelaufen - das erste Mal wohlgemerkt. Außer die Camper natürlich, die mussten ziemlich lange warten, bis die Zelte trocken waren. Nur Thibault hat es richtig gemacht, der konnte um 6 Uhr nicht mehr schlafen und hat sich so lang in ein Café gesetzt. Kurz nachdem wir losgelaufen sind, kam er von hinten herbeigeschlichen. Der arme Kerl ist heute überall eingeschlafen, wo sich die Chance ergab. Die ergab sich sehr oft… wenn Mann! richtig müde ist, schläft man sitzend im Café oder auch Restaurant und natürlich liegend vor einem Einkaufszentrum. Für uns bedeutete das eine Menge Spaß, da uns immer wieder eine neue Idee für ein witziges Foto kam.

Das Problem daran, zu spät in den Tag zu starten (7:30 Uhr ist für Pilger die 28 km zurück legen müssen zu spät) ist, dass es einfach zu heiß wird. Wir schleppten uns dementsprechend nach Santiago. Also was denkt sich die Familie Camino beim ersten Restaurant, warum erstmal zur Kirche, wenn wir Mittagessen und pausieren können. Wir saßen also eine Stunde lang, 20 Minuten von der Kathedrale entfernt und ließen es uns richtig gut gehen. Alle Pilger, die vorbeikamen, lachten uns aus, da wir so kurz vorm Ziel gestoppt haben, aber um ehrlich zu sein, genossen wir es noch ein bisschen mehr Zeit vor dem Ende unseres gemeinsamen Weges zu haben. Und dann ging es los...

An der Kathedrale anzukommen ist ein unbeschreibliches Gefühl!! Stolz, glücklich, traurig, zufrieden, aufgewühlt, fasziniert...das alles beschreibt unser Gefühlschaos vor der Kirche. Wir haben insgesamt 2,5 Stunden auf dem Platz verbracht, Pilger begrüßt und willkommen, tausend Umarmungen und Küsse verteilt, ein paar Tränen sind geflossen und zwischendurch haben wir einfach nur geschwiegen und alles auf uns wirken lassen.

Heute Abend treffen wir uns (inzwischen um die 25 Leute) um 21 Uhr wieder vor der Kathedrale und gehen gemeinsam etwas trinken und in Thibaults 30ten Geburtstag reinfeiern.

Der Tag morgen gehört uns und ihr werdet nichts mehr von uns hören. Geplant ist es unsere Compostela (Urkunde) abzuholen, die Stadt anzuschauen und die Pilger zu begrüße, die wir auf dem Weg kennen gelernt haben und die jetzt erst ankommen.

Ciao, es war uns eine Freude euch an unserem Jakobsweg teilnehmen zu lassen.


Fazit der Herausforderung: Der Weg ist das Ziel!

Tag 11, Mittwoch, 21.08.2019 

Calda de Reis - Herbón 19 km

Geplant war es nicht, aber wir haben gestern doch alle in Stellas Geburtstag reingefeiert. Nur Marie konnte leider nicht dabei sein, da sie krank im Bett lag. Es wurde so spät, weil wir selbstgemachte Gnocchis gemacht haben und das ist für 16 Personen ne ganz schöne Arbeit. Obwohl wir insgesamt 12 knetende Hände hatten, dauerte die ganze Kochsession 2,5 Stunde. Somit hatten wir noch 5 Stunden Schlaf übrig. Also ging es ziemlich verschlafen heute Morgen los. Einige von uns haben länger geschlafen aber wir (plus 4 Mädels der Familie) sind direkt aufgebrochen, da wir unbedingt ein Platz im Kloster in
Herbón haben wollten.
Marie entschied sich dafür den Weg heute in Adiletten zu bestreiten, was wohl eine gar nicht so schlechte Idee war. Leider unterstützt sie damit ziemlich das Vorurteil, dass alle Deutschen mit Socken in den Sandalen rum laufen. (Aber um ehrlich zu sein, erkennen wir Deutsche leider auch oft an diesem Kennzeichen). Als wir dann nach ca. 8 km unsere erste Pause gemacht haben, konnten wir wieder einigen Pilgern zuschauen, wie sie an uns vorbei spazierten. Mist! Also entschieden wir uns für eine kurze Pause. So liefen wir unseren letzten Kilometer durch den Wald, bis wir an dem Kloster ankamen. Wir waren ganze 5 Stunden zu früh aber dafür hatten wir einen Platz zum Schlafen garantiert. Wir wurden gerade schon durch das Kloster geführt und jetzt gibt es ein gemeinsames Abendessen. Ein schöner Tag um Stellas Geburtstag zu feiern. Das war es auch schon für heute und ein Fazit gibt es auch nicht, da wir pünktlich am Tisch sitzen müssen.

Tag 10, Dienstag, 20.08.2019

Pontevedra - Calda de Reis 23 km

Heute hat sich die Familie Camino dazu entschieden, ziemlich spät in den Tag zu starten und so verließen wir erst gegen 7:45 Uhr die Turnhalle. Mehr oder weniger motiviert machten wir uns auf den Weg Richtung Calda de Reis. Nach den ersten 7 km gab’s die erste Pause. Heute waren noch mehr Tourigrinos unterwegs und wir schlängelten uns durch die Gruppen. Stress hatten wir heute gar nicht, weil wir unser Apartment ja schon gebucht hatten. Es gab viele und lange Pausen. Herrlich!
Leonie ging es zwischenzeitlich nicht so gut, da sie Magenschmerzen hatte. In Zukunft sollte sie vielleicht weniger Chips essen und weniger Eistee trinken, da das nicht gerade die ausgeglichenste Ernährung ist.
Nachdem Thibault ihr Medikamente für den Magen gab, konnten wir unsere Tour fortsetzen. Heute war es ziemlich heiß und dadurch auch anstrengend. In Caldas de Reis angekommen, wurden wir von dem Duft von gegrillten Spare Rips begrüßt. Die Entscheidung fiel schnell eine weitere Pause einzulegen und uns erstmal lecker Gegrilltes zu gönnen.
Dann ging es in unsere Wohnung. Wir haben 4 Schlafzimmer mit 11 Betten, 2 Wohnzimmer, 2 Bäder und eine riesige Küche. Heute sind wir richtige Luxus Pilger und alle sind nur noch am Strahlen. Insgesamt schlafen wir mit 15 Leuten hier (4 schlafen verteilt auf Couches und Matratzen aber wenn man bedenkt, dass wir gestern in einer Turnhalle geschlafen haben, ist das eine ziemliche Steigerung).
Sobald Leonie und Marie ein eigenes Zimmer haben (die beiden Prinzessinnen haben das Zimmer mit Doppelbett ergattert) kommen sie auf blöde Ideen. Und so staunte Stella nicht schlecht, als sie die Zimmertür öffnete und plötzlich eine Leonie mit Pony vor ihr saß. Die Tatwaffe lag auch noch auf der Kommode und daneben ein Haufen Haare. Zum Glück ist dieses kleine Experiment noch ganz gut ausgegangen.
Gerade wird in der Küche das Abendessen vorbereitet. Heute gibt es griechischen Salat und selbstgemachte Gnoccis. Mona, Matteo und Frances sind gerade erst eingetroffen und haben Eis mitgebracht. Klingt nach einem ziemlich perfekten Abend. Also wir sind dann mal beim Genießen.
Fazit des Tages: 11 Betten für 15 Leute bedeutet Luxus auf dem Camino.


Tag 9, Montag, 19.08.2019

Mos - Pontevedra 28,9 km

VERSCHLAFEN! Plötzlich wurden wir von Annies zarter Stimme geweckt, die uns mitteilte, dass es schon 6:00 Uhr ist. Upsi… Da haben wir gestern Abend wohl doch etwas zu lang Werwolf gespielt.
Heute sind wir mit Maschena gestartet, die hat sich nämlich darauf verlassen, dass wir sie wecken. Doch wir haben die anderen schnell eingeholt, da wir recht schnell sind. Unsere Familie hat sich heute erneut vergrößert. Andre (Portugiese) gehört nun auch zur Familie Camino. Nach 5 km gab’s endlich Frühstück, doch die Pause war ziemlich kurz, da wir noch weitere 23 km vor uns hatten. Es war ziemlich anstrengend heute, da es super steil bergauf und bergab ging. Irgendwann hat auch alles angefangen weh zu tun… und wer hätte es gedacht, wir haben mal wieder neue Freunde an unseren Füßen. Blasen wachsen und gedeihen super, wenn man Berge bezwingen muss. Der Weg war sehr schön heute. Ein großer Teil war ein alter Weg, den damals schon die Römer lang gegangen sind. Man kann immer noch die Spuren der Wagen erkennen, da die Räder zu Abtragungen an den Steinen geführt haben (André hat uns das erklärt).
Wir sind also heute mehr oder weniger alle zusammen in nach Pondevedra angekommen. Da der Weg echt weit war, freuten wir uns sehr, als wir endlich ankamen. Doch die Freude hielt nur kurz an, da wir direkt mitgeteilt bekamen, dass die Herberge voll ist. Wir wussten erstmal nicht, was wir machen sollen und Annie schlug vor, einfach mal nachzufragen. Wir hatten Glück! Die ganzen Pilger wurden in eine nahe gelegene Sporthalle gebracht - nochmal 30 Minuten laufen, aber immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf. So beschlossen wir ein riesen Matratzenlager zu errichten. Danach gab es eine Yogasession mit Annie. War auf jeden Fall schmerzhaft aber gleichzeitig genau das, was wir brauchen.
Da der Weg nun immer voller wird und es inzwischen viele Tourigrinos gibt, entschieden wir uns für morgen ein Apartment zu mieten. (Tourigrino: Touristen ohne richtige Rucksäcke, die einen auf Pellegrino, also Pilger, machen. Sie laufen nur die letzten 100 km des Jakobsweges, um ihre Urkunde zu bekommen und klauen den anderen Pilgern die Schlafplätze). Ein Apartment zu finden war zunächst gar nicht mal so einfach. Wir mussten mit einigen Herbergen und Pensionen telefonieren, doch dann haben wir es geschafft. Ein Apartment für 11 Leute ist gebucht. Wuhuu, wir können also morgen ausschlafen (bis 7 Uhr) und müssen nicht bei jeder Pause Angst haben, dass die Pilger, die an uns vorbei laufen, unsere Betten klauen.
Jetzt gehen wir erstmal einkaufen und dann wird Pizza bestellt. Marie und Leonies Wünsche werden endlich erfüllt.
Fazit des Tages: Tourigrinos gehören verboten.


Tag 8, Sonntag, 18.08.2019

Tui - Mos 22,9 km

Nach ein paar Stretchingübungen am Morgen (wir werden inzwischen gezwungen mitzumachen - eigentlich eine gute Sache!) ging es los und dann war es soweit...
REGEN! REGEN und noch mehr REGEN!
Eigentlich wussten wir Bescheid, weil einige von uns die Wetterprognose nachgeschaut hatten. Doch wir wollten es einfach nicht wahrhaben, denn nach unserer Vorstellung regnet es in Spanien nicht, NIE! Wir wurden eines besseren belehrt.
Das bedeutet, wir waren nicht nur im Dunklen unterwegs sondern nach einer halben Stunde klitschnass. Als wir endlich das erste Café erreicht hatten, waren die Türen noch zu. Schnell entdeckten wir einen Mann, der schon drin war und alles vorbereitet hat. Er hat uns gesehen! Das heißt, er hat einige dunkle Gestalten mit leuchtenden Kopflampen am Fenster gesehen, aber ihm muss klar gewesen sein, dass wir Pilger sind. Seine Reaktion? Umdrehen und so tun als wär niemand da. Danke!
Die Laune war dementsprechend im Keller. Zum Glück gibt es Reggae. Also Musik an und Leonie und Marie tanzten um die Wette. Wir entschieden uns für die weniger schöne Route durchs Industriegebiet, da auf dem Weg ein Café lag. Aber, wer hätte es gedacht, das Café war natürlich geschlossen.
Das Glück war weiterhin ganz und gar nicht auf unserer Seite. Wir liefen 16 km bis wir das erste offene Café erreichten. Die Rettung unseres Tages! Nach warmen Getränken, Croissants und Churros ging es im Trockenen weiter. Als wir dann die 100 km Marke nach Santiago erreichten, war alles wieder perfekt.
In Mos angekommen, hat unsere ganze Familie Platz in der Herberge gefunden. Jetzt sitzen wir zusammen und erzählen. Wir haben schon einen Massagekreis gehabt (siehe unten) und relaxen ab jetzt. Frances, der einzige von uns, der daran gedacht hat, dass heute Sonntag ist, hat für alle eingekauft und kocht später. Inzwischen lacht die Sonne uns wieder entgegen und wir genießen das kleine Dörfchen in den Bergen.
Fazit des Tages: Reggae bringt Sonne in dein Leben.


Tag 7, Samstag, 17.08.2019

Rubiãs - TUI 19,7km

Heute ging es wieder im Dunklen los, doch inzwischen sind wir mit dem Pfeile suchen mit Taschenlampen vertraut. Zudem hat Stella, unser Fuchs, den ersten Pfeil schon gestern, als es noch hell war gesucht und wusste, wo es hingeht. Der Weg war heute angenehm und zudem sehr schön. Leider hat Leonie seit gestern Schmerzen in der Wade (der Teufelsberg ist schuld!). Doch unser Helfer in der Not, Antonio, war direkt zur Stelle und versorgte sie mit einer Bandage und seinen Wanderstöcken. Als auch dies nicht wirklich half, wurde das Wundermittel Ibuprofen ausgepackt. Ab jetzt ging es ohne Zwischenfälle weiter (bis auf ein paar Essenspausen natürlich). Zuerst passierten wir die Hälfte unserer gesamten Strecke, hier haben wir nun 135 km von Porto zurückgelegt und werden noch weitere 135 km nach Santiago wandern.
Bevor wir an unserem Endziel Tui ankamen, mussten wir durch die Innenstadt von Valenca. Beim ersten Klamottenladen konnte Stella die Mädchen noch stoppen. Als sie dann jedoch Trasher Pullis für 10€ entdeckten, waren sie nicht mehr aufzuhalten. Natürlich holten sie sich brav erst eine Erlaubnis ein, ob sie weiterer Kilo in ihren Rucksack stopfen dürfen. Da sie sich das ganze Geld für diesen Trip selbst erarbeitet haben, war es mehr als fair ihnen dieses Schnäppchen zu gönnen. Und Stella ist es auch relativ egal, ob ihre Rucksäcke bald aus allen Nähten platzen oder nicht. Als wir aus Valenca heraus kamen, liefen wir über eine Brücke und haben endlich ESPANA erreicht! 
Stella hat noch etwas gebraucht um richtig zu schalten, sie bedankte sich immer noch mit "Obrigada" anstatt "Gracias" und war noch bei 12 Uhr obwohl es schon 13 Uhr war. Das Denken funktioniert wohl so langsam nicht mehr wirklich.
Danach ging es in die Herberge in Tui. Tui ist eine wunderschöne alte Stadt, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Die Herberge ist leider sehr streng, bestimmt weil sie zur Kirche gehört. Naja, uns egal wir machen trotzdem das Beste daraus und sitzen jetzt halt einfach vor der Herberge.
Als wir dort ankamen, wurde Leonie erstmal von unserem Pilger Doc Paula verarztet (Bild s.u.).
Im Moment sitzen wir immer noch draußen- die Jungs sind gerade angekommen- aber bekommen leider keinen Platz mehr. Nun ist Krisensitzung wie wir unsere Familie weiterhin zusammen halten können. Das Gute daran ist, dass Mateo nun nicht bei uns schläft, er hat nämlich inzwischen Bettwanzen und darauf können wir gerne verzichten
.
Heut Abend wollen wir alle zusammen essen gehen und vielleicht wird auch nochmal ne Runde Werwolf gespielt. Vielleicht hat Antonio es inzwischen verstanden und hält den Mund wenn er schläft oder tot ist

Fazit des Tages: Der nächste Trip nach Portugal wird eine Shoppingtour.

Tag 6, Freitag, 16.08.2019

Porte de Lima - Rubiães 17,6 km

Um 5:30 Uhr verließen wir die Herberge. Im Dunklen mit 2 Taschenlampen für 5 Leute (heute laufen wir mit Antonio und Mona) ist es gar nicht so einfach nach gelben Pfeilen zu suchen, die meistens auf Steinmauern abgebildet sind. Aber wir haben es gemeistert, im Gegensatz zu einigen anderen, die wohl erstmal in die falsche Richtung liefen.
Heute ging es steil bergauf, nur steil bergauf oder manchmal auch steil bergab. Gerade Strecken gab es kaum, was sehr anstrengend für uns war. Doch zum Glück war es in der Frühe noch nicht so heiß und wir kamen gut voran. Der Weg war einfach nur schön, vorbei an kleinen Dörfern mit maximal 20 Häusern ging es schließlich durch den Wald. Auf dem Portela Grande erreichten wir den höchstens Punkt unseres gesamten Weges. Die Aussicht war toll und natürlich wurden einige Tourifotos gemacht bevor es weiter ging. Leider ging es nun erstmal sehr steil bergab. Der Weg war voller Steine und plötzlich schossen einige Radfahrer an uns vorbei. Wie kann man sein Leben so wenig lieben und solche Berge runter rasen ohne jeglichen Schutz außer einem Helm? Wir freuen uns auf eine plausible Erklärung!
Kurz vor unserem Etappenziel machten wir nochmal Halt, um eine Kleinigkeit zu essen. Marie ist heute unsere Raupe Nimmersatt, obwohl wir schon ausreichend gefrühstückt hatten, war ihr Magen angeblich noch immer leer. Das Omelett hat sie dann zumindest vorerst mal gesättigt. 
Kurz nach diesem Halt kamen wir an unserer Herberge in Rubiães an. Wer hätte es gedacht, schon wieder eine Schlange voller Rucksäcke vor der Herberge. Es gibt also noch verrücktere Pilger als uns die um 4 Uhr? oder vielleicht auch 3 Uhr? aufstehen. Naja egal, wir haben auf jeden Fall ein Bett und das war unser Ziel für heute. Francis war schon hier - aber da er mit dem Fahrrad unterwegs ist, kommt er eh immer früher an. (SCHUMMLER!)
Der Rest kam auch rechtzeitig an und wir saßen den ganzen Mittag zusammen und haben gemeinsam gesnackt (Nüsse, Chips, Bohnen, Kekse, Kuchen...ja, wir essen viel!)
Nach einigen Runden Quixx und Uno beschlossen wir in einer großen Runde Werwolf zu spielen. Dies war gar nicht so einfach, da einige Verständnisschwierigkeiten hatten. Das heißt eigentlich nur eine Person... Antonio, unser lieber Freund aus Portugal hat nicht verstanden, dass er in der Nacht NICHT reden darf. Also Runde Nummer eins beginnt und wir wussten direkt, dass er ein Werwolf ist, da er natürlich "ok" sagen musste, nachdem ein Opfer ausgewählt war. Neue Runde, neues Glück... Antonio war nun der Hellseher und wieder konnte er den Mund nicht halten. Blöd gelaufen, denn er wurde in der 2. Runde getötet. Aber dank ihm haben wir alle gelacht bis uns die Tränen liefen.
Runde Nummer 3 folgt, mal schauen was passiert. Sonst ist das gemeinsame Essen geplant (inzwischen sind 3 neue Männer hinzugekommen, aus Dänemark, Italien und Frankreich). Danach werden wir erneut Salsa üben, damit wir am Ende des Caminos unser Tanzbein vor der Kathedrale schwingen können. Wir melden uns morgen wieder.
Fazit des Tages: Pilgern ist ein Freifahrtschein für Fressen.


Tag 5, Donnerstag, 15.08.2019

Portela de Tamel – Porte de Lima 24,3 km

Gestern Abend waren wir mit unserer neuen "Pilgerfamilie" essen. Nachdem wir uns alle vollgefressen hatten, hielten wir es für eine gute Idee uns nochmal ein wenig zu bewegen. Wie passend, dass Annie eine Salsalehrerin ist. Und los ging es… wir bildeten zwei Reihen und lernten die ersten Schritte..."break and cross and break back together...".Nach einigen Partnerwechseln und Wiederholungen sah es einigermaßen nach einem Tanz aus. Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß und alle anderen Gäste amüsierten sich sehr über unsere Versuche, elegant über die Tanzfläche zu gleiten. Anschließend ging es direkt ins Bett, weil der Wecker natürlich wieder um 6:00 heute Morgen geklingelt hat.
Wir haben entschieden heute mit einer größeren Gruppe zu laufen und so starteten wir etwas verspätet (es dauert seine Zeit bis 16 Füße verarztet sind) in den Tag. Da heute ein kirchlicher Feiertag in Portugal ist und alle Leute zu der nächstgelegenen Kirche laufen, waren wir heute nicht die einzigen Pilger auf dem Weg. Wir wurden noch während die Sonne aufging von den Gesängen aus der Kirche, welche vom Berg hinunter schallten, begleitet - ein unvergesslicher Moment.
Heute haben wir das Pilgerleben erneut zu schätzen gelernt. Überall am Weg wurden Obst oder auch Gebäck für uns bereit gelegt. Wenn man sich bei gefühlten 30 Grad und tausend Blasen an den Füßen, einen steilen Berg hinauf quälen muss, kann einen so ein kleiner Snack richtig motivieren. Als dann schließlich der Punkt erreicht war, dass keiner mehr wirklich konnte und die Stimmung eher mäßig wurde, griffen wir ganz tief in unsere Trickkiste. Musik an und singen! Von den Backstreet Boys über Spice Girls boten wir den Dörfchen, die wir passierten, alles. Hat bestimmt super geklungen!
Als wir endlich an der Herberge ankamen waren die Türen jedoch noch verschlossen und wir durften unsere Rucksäcke in eine 20 Meter lange Schlange einreihen. Zum Glück hatte das Café nebenan eiskalten Eistee.
Nachdem wir endlich unser Zimmer bezogen hatten, ging es ab zum Fluss. Ab diesem Zeitpunkt waren wir wieder alle vereint, d.h. 14 Leute aus verschiedenen Nationen (Italien, Frankreich, Argentinien, Uruguay, Portugal, Österreich, Polen, Neuseeland und natürlich Deutschland) holten sich ihre Abkühlung in dem Fluss, der durch Ponte de Lima fließt. Dort beschlossen wir auch gemeinsam Abend zu essen.
Zurück in der Herberge wurden wir erstmal von Giovanni, einem italienischen Rentner, der "Pilger liebt", bekocht. Er besucht die Herberge jeden Abend und kocht "Minestra", eine super leckere Gemüsesuppe, für alle. Da wir das im Vorhinein nicht wussten, gab es also nach 3 Teller Suppe auch noch Pasta für die Truppe, die uns Elisa (Italienerin natürlich) zubereitete. Mit vollgeschlagenen Mägen ging es dann noch für ein Stündchen in die Stadt.
Morgen klingelt der Wecker leider schon um 5:00 Uhr. Die Herbergen werden ab jetzt immer voller und wir brauchen ein Bett! Weiter als 17 km Laufen kommt morgen nicht in Frage. Natürlich startet unsere ganze Gruppe so früh, denn morgen haben wir fest geplant wieder gemeinsam zu dinieren. Es gibt...PASTA und selbstgemachtes Pesto von Giovanni, das hat er uns extra noch vorbei gebracht "damit wir ihn nicht vergessen" - wie könnten wir jemanden vergessen, der uns bekocht hat.
Das wars von uns für heute. Bis morgen!
Fazit des Tages: Pilger sind eine große Familie.

Tag 4, Mittwoch, 14.08.2019

Rates - Portela der Tamel 28,1

Stefanie, eine unserer Pilgerbekanntschaften, schnarchte lauter als ein Sägewerk und als wäre das nicht genug des Guten, teilten wir uns das Zimmer mit mindestens 50 Moskitos, die uns zum Anbeißen fanden. Zur Krönung des Ganzen entschied sich Stefanie schon um 5:00 aufzustehen und eine halbe Stunde lang in ihrem Rucksack herum zu kramen. Keine Ahnung, was das für ein Rucksack ist, aber er ähnelt wohl einer Hermine-Tasche. Schlafen war dementsprechend gelaufen, außer bei Marie, die schläft wie ein Stein. Gegen 6:00 Uhr verließen wir dann auch unsere Betten und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg.
Zunächst liefen wir bis Barcelos. Der Weg war größtenteils schön und ruhig. Leider verliefen einige Passagen direkt an Schnellstraßen entlang. Portugiesen müssen wohl jedem Pilger beweisen, was ihr Auto drauf hat und fuhren mit 100 Sachen an uns vorbei.
In Barcelos angekommen, machten wir an einem Fluss Rast und kühlten uns im kalten Wasser ab. Leonie nahm das Ganze etwas zu ernst und wäre beinah komplett bekleidet im Fluss gelandet. Nach der kurzen Abkühlung trafen wir auf Antonio und Mona, die wir aus Rates kennen. Wir beschlossen den Rest des Weges gemeinsam zu bestreiten. Ab der Hälfte stoß auch noch Francis hinzu, der neben uns her radelte.
Die letzte Etappe war der Horror. Es ging bei 30 Grad durchgehend bergauf. Zum Glück fanden wir einige Brunnen entlang des Weges, an denen wir uns stets abkühlten und unsere Flaschen auffüllten.
Die Pilgerherberge nahm mit ihren Streckenangaben nicht ganz so ernst. Ein Schild gab an, dass wir nur noch 2,8 km vor uns haben, doch das war strickt und einfach erlogen. Naja, was solls, auf diskutieren hatten wir dann auch keine Lust mehr. Wir sprangen direkt unter eine (halb)kalte Dusche und nun ruhen wir uns aus.
Inzwischen sind einige neue Blasen bei Marie und Stella hinzugekommen, die alle direkt wieder mit einer Sicherheitsnadel bearbeitet wurden. Die Herberge liegt auf einem Berg direkt neben einer kleinen Kirche, die alle 15 Minuten klingelt - mal gespannt wie lange es dauert, bis wir richtig genervt davon sind
Heute Abend gehen wir mit einigen anderen Pilgern essen - das haben wir uns nach der heutigen Etappe eindeutig verdient.
Unsere Liste mit verlorenen Dingen muss erneuert werden: Ladekabel ist wieder aufgetaucht, Duschzeug gibt es leider keins mehr.
Fazit des Tages: Blasen kommen selten allein. 


Tag 3, Dienstag, 13.08.2019

Labruge - Rates 24,2 km

Maries Wecker, deren Lautstärke für Schwerhörige eingestellt war, weckte das komplette Zimmer um 6:00. Nach einem kurzen Frühstück ging es direkt los. Die krähenden Hähne verabschiedeten uns während wir das Dorf verließen. Der Weg führte uns zunächst wieder entlang der Küste. Kurz nach Aufbruch fiel uns auf, dass Marie das Ladekabel von Leonie vergessen hat…mal schauen was noch so in den Herbergen liegen bleibt (bisher sind wir nach 2 Tagen bei einem Buch und einem Ladekabel).
Auf dem Weg trafen wir Saskia, die uns seit dem ersten Hostel verfolgt. Zusammen gingen wir nach Vila do Conde, wo sich unsere Wege trennten. Nun sind wir auf dem Weg ins Landesinnere.
Den ganzen Tag wurden wir von dem wunderbaren Duft von Kuhmist begleitet. In einem kleinen Dorf angekommen wurden wir von einer alten Frau durch ihre Haustür beobachtet, was uns zunächst etwas schräg vorkam. Als wir dann ein paar Meter weiter auf einmal "Peregrinos, Peregrinos" hinter uns rufen hörten und uns die Dame wild hinterher winkte, wussten wir erstmal nicht so recht was wir davon halten sollten. Nachdem sie dann mit einer Schüssel voller Pflaumen aus der Tür kamen waren wir blitzschnell wieder bei ihrem Haus und freuten uns wahnsinnig über diese liebe Geste.
Heute schleichen sich die ersten Blasen auch bei Leonie und Stella ein und auch die Gelenke machen sich bemerkbar. Also wurde die letzte Stunde eher zu einem hinken und schleichen anstatt motiviertem Wandern.
In der großen schönen Herberge in Rates wurden wir mehr als herzlich empfangen und von Flo, einem freiwilligen Helfer der Herberge, direkt zu Nudelauflauf eingeladen. LECKER!!
Neben Achim, den wir schon aus Labruge kennen, haben wir wieder viele neue Pilgerbekannschaften gemacht.
Beim Duschen wurden wir von deren schönem Singsang musikalisch begleitet. Obwohl jeder in einer anderen Tonlage, anderen Sprache und auch ein anderes Lied sang, war es trotzdem ein unvergesslicher Moment. Marie war die Retterin der Duschen, da sie erst Stella und danach einer anderen Pilgerin, die beide schon nackt unter der Dusche standen, noch die Handtücher aus dem Zimmer holen musste.
Nachdem wir die Wäsche traditioneller Art mit Hand gewaschen haben, Flo unsere Blasen mit Nadel und Faden versorgt hat und wir auch schon Proviant für morgen eingekauft haben, lassen wir den Abend heute noch gemütlich ausklingen.
Fazit des Tages: In jedem Land ist Singen unter der Dusche beliebt.


Tag 2, Montag, 12.08.2019

Porto - Labruge 23,5km

Um 6:45 sollten eigentlich unsere Wecker klingeln, doch da unser ungesprächige Zimmernachbar kurz vorher schon ein Telefonat zu führen hatte, waren die Wecker unnötig. Also ging es ab runter zum Frühstück und danach zur Kathedrale, wo der Portugiesische Jakobsweg beginnt. Nach den ersten 500m haben wir uns direkt das erste mal verlaufen, da sich die Pfeile in Luft aufgelöst haben. (Im Nachhinein haben wir erfahren, dass es für diese Anfangsstrecke gar keine Markierungen gibt.)
Als wir dann endlich am Fluss auf dem offiziellen Weg entlang liefen überholten wir schnell einige Gleichgesinnte.
Der Weg führte uns aus Porto hinaus und danach ging es bald am Strand einen schönen Holzweg entlang. Der Wind war gegen uns, doch er konnte uns nicht klein kriegen, bis er Leonies Hut erwischte. Diesen wehte er auf die Wiese neben dem Holzpfad. Leonie kletterte eifrig wie ein Äffchen hinterher und als sie wieder auf den Pfad zurück wollte, vergaß sie kurzfristig ihren Rucksack auf dem Rücken, welcher sich dann in dem Absperrungsseil verfing und sie auf den Boden der Tatsachen zurück riss. Als Marie und Stella, die eben erst bemerkt hatten, dass Nummer 3 fehlte, sich umdrehten, lag Leonie hilfslos, wie eine umgedrehte Schildkröte, auf dem Boden. Zum Glück ist dabei nichts passiert.
In Lavra kamen wir ein weiteres Mal vom Weg ab, da wir ausversehen den Pfeilen zum Campingplatz folgten, zu dem wir aber gar nicht wollten. Dank ein paar netter Einwohner haben wir es letztendlich dann zur offiziellen Pilgerherberge geschafft.
Die Beine schmerzen inzwischen ziemlich und Maries Blase entwickelt sich zu einem riesen Geschwülst. Also mussten wir erstmal die Apotheke aufsuchen.
Zum Glück haben wir noch ein Bett bekommen - viele Pilger, die nach uns ankamen, wurden weiter geschickt - und konnten uns dann um unser Abendmahl kümmern.
Wir haben schon einige neue Freunde gefunden und sind gespannt, wen wir davon nochmal wieder sehen.
Für den Rest des Abends ist nicht mehr viel geplant außer mit den anderen über Blasen, Gelenkschmerzen, Essensideen und Routenvarianten zu diskutieren.
Fazit des Tages: Der frühe Vogel bekommt ein Bett.


Tag 1, Sonntag, 11.08.2019

Wir sind dann mal weg" heißt es auch für die Herausforderung "Jakobsweg in Portugal". Eben kam der erste Bericht vom heutigen Tag:
Nachdem wir uns um 3:30 Uhr aus unserem kuscheligen Betten quälen mussten, ging es direkt los zum Frankfurter Flughafen. Dort angekommen durften wir feststellen, dass die Schlange für die Gepäckkontrolle nicht nur einmal quer durch den Flughafen ging, nein, den ganzen Weg auch wieder zurück. Eine sehr motivierte Flughafenhelferin suchte verzweifelt nach verlorenen Seelen, die sich falsch angestellt hatten, doch leider wurde ihre Arbeit nicht belohnt. Während wir seelenruhig mehrere panische Fluggäste vor ließen, merkten wir nicht, dass unser Gate eigentlich schon dabei war geschlossen zu werden. Als wir dann eine viertel Stunde zu spät am Gate ankamen, waren wir verwirrt, dass schon auf uns gewartet wurde und alle etwas böse schauten. Aber immerhin kamen wir so ohne jegliche Passkontrolle in den Flieger. Mit uns drin, schlossen sich die Türen und ab ging es nach Porto.
Hier lief alles glatt. Wir fuhren direkt mit der Metro in die Stadt und dort setzten wir uns in ein Café um zu frühstücken. Nachdem die Pizza als Frühstück von Leonie und Marie verdrückt war, ging es zu unserem Hostel. Dort legten wir unsere Sachen ab und begaben uns auf eine Sightseeingtour. Hoch und runter, hoch und runter - Porto ist echt hügelig. Die Stadt ist wirklich wunderschön.
An der Kathedrale holten wir uns die ersten Stempel für unsere Pilgerpässe ab. Maries erster Stempel ist leider total schief und sie ist jetzt schon genervt von ihrem Pass.
Ausgerechnet heute ist das Ende der Tour de Portugal quer durch die Stadt und wir müssen inzwischen über Zäune klettern, um die Hauptstraßen zu passieren. Aber gut - no risk, no fun.
Auf der Speisekarte stand heute Abend: Nudeln OHNE Salz (leider war das des Hostels leer). Ansonsten ist das Hostel super und wir fühlen uns sehr wohl.
Gleich gehts nochmal zum Wasser, da wir einen Verdauungsspaziergang brauchen (500g Nudeln für 3 Leute ist eventuell doch zu viel des Guten).
FAZIT des Tages: Wenn jeder um dich herum Panik bekommt, solltest du vielleicht auch mal auf die Uhr schauen."


2 Kommentare:

  1. Was für schöne Einträge, ihr nutzt eure Zeit und lässt euch auf euer Abenteuer ein, großartig
    Ralf Haug

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  2. War mega, mega, mega...jeden Tag eure tollen Berichte zu lesen. Man hatte richtig Spaß mit euch!Supertoll!!!

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